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Anonym eingesendeter Tatsachenbericht:
Der "Irre" ist wieder unterwegs -nein, ausnahmsweise soll hier mal nicht die Rede von George W. Bush oder Saddam Hussein sein, es dreht sich hierbei ausschließlich um einen typischen Modern Talking-Fan namens T. (Name wurde aus nachvollziehbaren Gründen verkürzt, so dass jede spätere Identifizierung unmöglich wird.)
Im Zeitalter von diversen Musiktauschbörsen gelingt es heute bereits spielerisch leicht, ein brandneues Album vor dem eigentlichen Veröffentlichungstermin -natürlich bloß- probeweise hören zu können, weil die Ungeduld und Neugierde des typischen Fans einfach siegt. Der Musikabhängige kann jedoch rein gar nichts dafür, seine rechte Hand zuckt und bewegt sich wie magisch angetrieben zielstrebig und unkontrollierbar auf der Maus oder Tastatur hin umd her, auf zu einem dieser Wunderorte, wo es Musik bereits vor dem VÖ gibt. Selbst die warnenden Worte "wahrer" Fans, man schade so nur seinen Künstlern, wenn man deren Musik "saugt", schlägt er in den Wind und jagt sabbernd und wie beseelt durch die unendlichen Weiten der Musiktauschbörsen. Die Augen werden größer, die Brille springt schon fast von der Nase, wenn man einen der gesuchten Titel endlich, endlich nach mindestens 45 minütigen Suchen erblickt und der Download mit magischen 7,45 kb/sec startet und anschließend sofort auf 0,25 kb/sec abfällt und auch nicht wieder ansteigt. Exitus.
Nein, so wird das nichts, sagt sich der bereits hektisch und nervös gewordene Musik-Junkie, zieht sich seine Winterjacke über und verlässt fluchtartig das Haus. (Natürlich völlig falsch gekleidet für diese Jahreszeit.)
"In zehn Minuten gibt's ....", -RUMS!
Die Tür war zu, und die verdattert dreinblickende Mutter kommt nicht mehr dazu, noch "... Essen!" zu sagen, geschweige denn, es an den Mann zu bringen...

Es soll nun tatsächlich solche Exemplare von Anhängern geben, die absolut nicht aufgeben oder sich auch nicht durch eine mehrstündige, ausgiebige, aber doch erfolglose Freitag-Suchaktion in ihrer Heimatstadt entmutigen lassen, sondern weiterziehen, auch an einem Samstag, wenn es längst nach 13 Uhr ist und somit die Mehrzal der Läden bereits ohnehin geschlossen hat.
Schließlich gibt's in Deutschland noch Tausende von Städten, und es könnte immer noch sein, dass man vielleicht ein Geschäft übersehen hat, wo es die CD bereits trotz aller Verbote zu kaufen gibt.
Schließlich sagt der Dieter B. immer "You can win if you want" oder "Anything is possible", und wenn der Thomas A. das noch singt, muss es einfach stimmen.

Getrieben von dem einen einzigen Gedanken, jetzt, jetzt endlich muss es so weit sein, dies muss jetzt endlich der Laden sein, in dem die CD ganz friedlich im CD-Regal schlummert und wie Dornröschen nur darauf wartet, erlöst zu werden, werden die ersten 45 Kilometer hinter sich gebracht. Straßenschilder oder Geschwindigkeitsbegrenzungen sind faktisch zwar vorhanden, werden aber vom Suchtkranken ignoriert, spielen keinerlei Rolle mehr, denn irgendwo da draußen liegt bzw. steht sie, die CD.
Mhm, na ja, jedenfalls auch am Samstag nicht in Braunschweig. Und auch in fünf weiteren anderen Läden in Wolfenbüttel nicht...

Na gut, also wieder zurück zu dem einen gewissen, berüchtigten Laden in Braunschweig, wo man schon so oft vor VÖ fündig geworden ist. Übrigens zum dritten Mal in dieser Woche. Die Leute an der Information kennen den Fan schon mit vollem Namen und begrüßen ihn bereits mit Handschlag und mit "Hey, Alter, was geht ab?!"-Sprüchen, haben aber nur schlechte News für ihn: "Voll krass, du wieder hier, obwohl wir gesagt, CD nix vor Montag?!? Ey Alter, was guckst du schon wieder?"

Seine Hand in der Innentasche der Jacke spielt nun bereits nervös an der Sicherung eines Trommelrevolvers, -entsichert, gesichert, entsichert, gesichert...-, der verschwitzte Fan, -natürlich trägt er noch immer die viel zu warme Winterjacke, der merkt ja nu rein gar nix mehr-, fragt sich unentwegt "press ich die CD jetzt aus diesem grinsenden Mistkerl von Verkäufer raus oder schieß ich ihn gleich über den Haufen?", fühlt jedoch plötzlich eine Eingebung und stürmt aus dem Laden heraus, vorbei am "Arbeiter-Samariter-Bund" und den "Zeugen Jehovas", die er nacheinander umrennt. Für die letzteren wird eh "Jehova" sorgen, denkt er sich und springt in sein knatterndes Diesel-Golf-Geschoß mit 64 PS und düst auf und davon. Die Ergebnisse in Braunschweig und Wolfenbüttel mögen vielleicht enttäuschend und alles andere als verheißungsvoll erscheinen, gut möglich, aber wie sagt man so schön?
"Aller guten Dinge sind drei!" Und außerdem sagt der Dieter B. immer "You can win if you want" und "Anything is possible", und wenn Thomas A. das noch singt, muss es einfach...., achso, ja, das hatten wir
schon mal.

Da sind jetzt bereits 100 verfahrene Kilometer, doch der fantastische..., ähm, wohl doch eher der... fanatische Fahrer liebäugelt bereits mit einem Abstecher nach Hannover....
Eine halbe Stunde später, es sind nun soeben ganze 2 1/2 Stunden vergangen, erreicht er nun endlich erschöpft und verschwitzt und immer noch in seine Winterjacke gekleidet, den Ort Salzgitter.
Das erste Geschäft hat leider bereits geschlossen, -ist schließlich auch schon weit nach 14 Uhr-, doch irgendwo in dieser Stadt muss es noch ein zweites geben, er spürt es, nein, jetzt weiß er es. Die Macht ist mit ihm....
Und da geschieht es endlich:
Nach weiteren 30 Minuten findet er den letzten Laden, also rein, jetzt oder nie. Es darf nicht alles umsont gewesen sein, nein, das geht nicht, 3 Stunden für die Katz, nein, hier muss es sie geben, es muss, es MUSSSS einfach...
*STOP*
Spulen wir einmal zurück:
Gefrühstückt um ca. 9 Uhr in der Früh, ein Glas Saft, eine Tasse Tee, jetzt war es 14:30 Uhr, mindestens 14 Läden erfolglos durchsucht, dicke Schweißperlen strahlen auf der Stirn unseres Musiksüchtigen, sein Mund ist trocken, staubtrocken, das Sprechen fällt ihm immer schwerer und doch gab er bis zu diesem Zeitpunkt die Hoffnung nicht auf. -Wer sonst bitte hätte es verdient, jetzt noch fündig zu werden und seine Sucht zu befriedigen, wenn nicht unser Fan?

Also, spulen wir wieder vor:
"...das geht nicht, 3 Stunden für die Katz, nein, hier muss es sie geben, es muss, es MUSSSS einfach...
*BLONG!*
Was war das?
Der "Küblböck" und "You drive me crazy" stehen da im Regal! Schlagartig kehren die Kräfte des Suchenden zurück und er erinnert sich an einen Satz eines weisen Musikgelehrten, der einmal sagte: "Wo ein Küblböck ist, ist auch ein Bohlen!"
Unsicher, ja, bald sogar etwas schüchtern blickt er sich um, nimmt den Daniel mit an die Kasse und fragt ganz dumm, "kann ich den kaufen?".
"Ja, aber dann ohne Bon." "Okay, dann ohne Bon", jubilierte es in ihm. Zumindest diese CD war ihm sicher. Gestärkt und ermutigt setzte er nun alles auf eine einzige Karte:
"Sie haben nicht noch zufällig das "Universe"-Album von Modern Talking da...? fragte er recht klar und deutlich zu Beginn, dann immer leiser und schwächer werdend...
Eine kurze Suche im hauseigenen PC ergab die knappe, aber so langersehnte Antwort: "Ja, haben wir auch!".
Der Musik-Junkie hatte es wieder einmal geschafft: "Boah, geil, ey", dachte er sich, innerlich aufgewühlt wie der Atlantik nach einem Orkan.

Nun um 25 Euro ärmer wollte er das Geschäft verlassen, allerdings direkt durch die Scheibe...
-kurz vorher wurde er glücklicherweise noch vom Verkäufer durch ein laut gebrülltes "Vorsicht! Der Ausgang ist Rechts!" abgefangen und vor einer Dummheit bewahrt.

Auf dem Rückweg zum Parkplatz musste er zwei Ampeln passieren; seelig wartete er dabei auf sein erstes grünes Männchen, passierte dann brav die Straße. Bereits richtig derbe "high" wollte er anschließend dann auch den zweiten Gehweg bei Grün überqueren, "Grün" für die Autofahrer jedoch...
Nur der Aufmerksamkeit eines reaktionsschnellen Türken war es zu verdanken, dass er sich die Modern Talking-CD "Universe" nicht im Krankenhaus anhören musste, sondern heil und unversehrt nach knapp 5 Stunden nach Hause zurückkehrte, sich in seinem Zimmer einschloß und erst begann, etwas zu sich zu nehmen, als es ihm schwarz vor Augen wurde, und er drohte, vor lauter Hunger in die CD zu beißen...


An diesen Text ließe sich jetzt natürlich wieder eine ganz ausführliche Kritik anschließen, -kein Thema-, allerdings sind die Geschmäcker so immens verschieden und bereits wieder so viele Rezensionen zu "Universe" verfasst worden und im Umlauf, dass ich mir denke, man kann getrost auf eine weitere lange (-vielleicht sogar überflüssige-) Einschätzung verzichten.
Deshalb versuch ich mal, relativ knapp und kurz meinen Geschmack zu nennen.
Die persönlichen Favoriten nach 4 maligem Hören sind:

"TV makes the superstar", "Mystery" (vieeeel besser als "No face, no name, no number", klingt wie eine absichtliche Weiterentwicklung aufgrund der vielen Fan-Wünsche nach diesem Sound, ein richtiger Kracher eben), "Everybody needs somebody" (DAS ist typisch Modern Talking -HAMMERGENIAL! Gehört zu den besten Songs auf dem Album), "Heart of an angel" (ein wirklich sehr hübscher und für Modern Talking ganz frischer, unverbrauchter Text und super Melodie, für mich ein Highlight der Platte!), "Knocking on my door" (ebenfalls unverbrauchter MT-Sound, ein wenig an Daniels-Musikstil angelehnt), "Blackbird" (= super-mutig, ungewohnt und schön, Danke Dieter, Danke Thomas!) und "Nothing but the truth" (= Modern Talking wie ich sie mag, geladen und mit viel, viel Energie!).
Mit "I'm no Rockefeller" kann ich momentan noch nicht so viel beginnen, obwohl das Intro mega-geil ist und das Ganze -nach "Now I am waiting for a call..." ganz ähnlich kraftvoll wie beim "Operator"-Refrain vom "Blue System"-Album "Backstreet dreams" klingt, nur dann leider abbricht. Dem Song fehlt irgendwie die Power...

Ebenso wenig hat mich zur Zeit "Who will be there" überzeugt oder "Superstar" (= in dem Titel sehe ich einfach bloß eine von RTL möglicherweise abgelehnte Song-Idee zum "Superstar-Thema", die Dieter seinen Fans jedoch nicht vorenthalten wollte; denn ohne diesen Titel gäbe es ja auch bloß 11 Nummern auf dem 12. Album....)
Überflüssig finde ich "Should I, would I, could I" -mega-langweilig und nichtssagend, für mich ein regelrechter Lückenfüller, sorry, aber dies ist halt meine Meinung.
Bleibt bloß noch "Life is too short":
Tja, es gibt Momente, da liebe ich dieses Lied, weil es so ungewöhnlich unspektakulär klingt, und es gibt eben Augenblicke, da halte ich es einfach nur für schlecht, da es nur ganz, ganz wenig Leidenschaft/Feuer besitzt, rein subjektiv betrachtet. Die Musik zu den Strophen ist echt pfiffig, der Text ist aussagekräftig und positiv, richtig lebensbejahend und sinnvoll, aber er wird in einen so..., mhm, nun ja, ... wenig interessanten, -um nicht das Wort "langweilig" zu benutzen-, Refrain gekleidet. Das hätte DER Song schlechthin auf der CD werden können, aber so... , irgendwie kann ich mich damit nicht so richtig anfreunden.

Zusammenfassend:
Insgesamt habe ich mir etwas mehr versprochen, Songs wie "TV makes the Superstar", "Blackbird", "Mystery", "Heart of an angel", "Knocking on my door", "Nothing but the truth" und vor allem "Everybody needs somebody" entschädigen aber nicht nur voll und ganz für die schwächeren Nummern, sondern machen diese CD zu etwas Besonderem und Starken.

"Who will be there", "I'm no Rockefeller" und "Superstar" sind zwar recht solide MT-Songs, die natürlich nett klingen, aber eben nicht unbedingt mehr, wobei "Rockefeller" von den dreien noch am ehsten vom ganzen Soundarrangement besticht und ziemlich interessant klingt, da so viel Neues in dem Song steckt -wenn doch bloß dieser müde Refrain nicht wäre!

"Life is too short" ist wirklich ein Unikat:
Wie oben beschrieben, spaltet mich dieser Track in zwei Hälften. So etwas hatte ich noch nie bei einem Modern Talking-Titel, wenn ich ehrlich bin. Vielleicht braucht es noch Zeit, um die wahren Stärken von diesem Lied zu erkennen, wer weiß.

Einem Song wie "Sould I, would I, could I" allerdings fehlt es einfach an Inspiration und Neuem, als dass er auf dem 12. MT-Album sein dürfte. Halt meine Meinung dazu.

Was mich schon ein wenig enttäuscht hat, ist der fehlende Thomas Anders-Titel. Das hätte ich mir echt nicht vorstellen können. -Wo waren deine Kompositionen für MT, lieber Thomas, was hast du stattdessen gemacht?

Außerdem, -auch in diesem Fall möchte ich vollkommen offen sein-, vermisse ich eine/die klassische Bohlen-Ballade mit Herzschmerz und Liebeskunmmer-Attitüde `a la "Don't make me blue" oder "Can't let you go".

Das Album bekäme von mir als Schulnote eine 2 (=> 2,1).

P.s.:
Lob und Anerkennung verdienen auch die sehr geschmackvoll gestalteten und liebevoll entworfenen "neutralen" Außen- und Innen-Bilder des Inlays/Booklets. Auch hier wurde auf die Mehrheit der Fans gehört, was einfach schön ist.

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