Es soll nun tatsächlich
solche Exemplare von Anhängern geben, die absolut nicht aufgeben oder sich
auch nicht durch eine mehrstündige, ausgiebige, aber doch erfolglose Freitag-Suchaktion
in ihrer Heimatstadt entmutigen lassen, sondern weiterziehen, auch an einem
Samstag, wenn es längst nach 13 Uhr ist und somit die Mehrzal der Läden
bereits ohnehin geschlossen hat.
Schließlich gibt's in Deutschland noch Tausende von Städten, und
es könnte immer noch sein, dass man vielleicht ein Geschäft übersehen
hat, wo es die CD bereits trotz aller Verbote zu kaufen gibt.
Schließlich sagt der Dieter B. immer "You can win if you want"
oder "Anything is possible", und wenn der Thomas A. das noch singt,
muss es einfach stimmen.
Getrieben von dem einen
einzigen Gedanken, jetzt, jetzt endlich muss es so weit sein, dies muss jetzt
endlich der Laden sein, in dem die CD ganz friedlich im CD-Regal schlummert
und wie Dornröschen nur darauf wartet, erlöst zu werden, werden die
ersten 45 Kilometer hinter sich gebracht. Straßenschilder oder Geschwindigkeitsbegrenzungen
sind faktisch zwar vorhanden, werden aber vom Suchtkranken ignoriert, spielen
keinerlei Rolle mehr, denn irgendwo da draußen liegt bzw. steht sie, die
CD.
Mhm, na ja, jedenfalls auch am Samstag nicht in Braunschweig. Und auch in fünf
weiteren anderen Läden in Wolfenbüttel nicht...
Na gut, also wieder zurück zu dem einen gewissen, berüchtigten Laden in Braunschweig, wo man schon so oft vor VÖ fündig geworden ist. Übrigens zum dritten Mal in dieser Woche. Die Leute an der Information kennen den Fan schon mit vollem Namen und begrüßen ihn bereits mit Handschlag und mit "Hey, Alter, was geht ab?!"-Sprüchen, haben aber nur schlechte News für ihn: "Voll krass, du wieder hier, obwohl wir gesagt, CD nix vor Montag?!? Ey Alter, was guckst du schon wieder?"
Seine Hand in der Innentasche
der Jacke spielt nun bereits nervös an der Sicherung eines Trommelrevolvers,
-entsichert, gesichert, entsichert, gesichert...-, der verschwitzte Fan, -natürlich
trägt er noch immer die viel zu warme Winterjacke, der merkt ja nu rein
gar nix mehr-, fragt sich unentwegt "press ich die CD jetzt aus diesem
grinsenden Mistkerl von Verkäufer raus oder schieß ich ihn gleich
über den Haufen?", fühlt jedoch plötzlich eine Eingebung
und stürmt aus dem Laden heraus, vorbei am "Arbeiter-Samariter-Bund"
und den "Zeugen Jehovas", die er nacheinander umrennt. Für die
letzteren wird eh "Jehova" sorgen, denkt er sich und springt in sein
knatterndes Diesel-Golf-Geschoß mit 64 PS und düst auf und davon.
Die Ergebnisse in Braunschweig und Wolfenbüttel mögen vielleicht enttäuschend
und alles andere als verheißungsvoll erscheinen, gut möglich, aber
wie sagt man so schön?
"Aller guten Dinge sind drei!" Und außerdem sagt der Dieter
B. immer "You can win if you want" und "Anything is possible",
und wenn Thomas A. das noch singt, muss es einfach...., achso, ja, das hatten
wir
schon mal.
Da sind jetzt bereits 100
verfahrene Kilometer, doch der fantastische..., ähm, wohl doch eher der...
fanatische Fahrer liebäugelt bereits mit einem Abstecher nach Hannover....
Eine halbe Stunde später, es sind nun soeben ganze 2 1/2 Stunden vergangen,
erreicht er nun endlich erschöpft und verschwitzt und immer noch in seine
Winterjacke gekleidet, den Ort Salzgitter.
Das erste Geschäft hat leider bereits geschlossen, -ist schließlich
auch schon weit nach 14 Uhr-, doch irgendwo in dieser Stadt muss es noch ein
zweites geben, er spürt es, nein, jetzt weiß er es. Die Macht ist
mit ihm....
Und da geschieht es endlich:
Nach weiteren 30 Minuten findet er den letzten Laden, also rein, jetzt oder
nie. Es darf nicht alles umsont gewesen sein, nein, das geht nicht, 3 Stunden
für die Katz, nein, hier muss es sie geben, es muss, es MUSSSS einfach...
*STOP*
Spulen wir einmal zurück:
Gefrühstückt um ca. 9 Uhr in der Früh, ein Glas Saft, eine Tasse
Tee, jetzt war es 14:30 Uhr, mindestens 14 Läden erfolglos durchsucht,
dicke Schweißperlen strahlen auf der Stirn unseres Musiksüchtigen,
sein Mund ist trocken, staubtrocken, das Sprechen fällt ihm immer schwerer
und doch gab er bis zu diesem Zeitpunkt die Hoffnung nicht auf. -Wer sonst bitte
hätte es verdient, jetzt noch fündig zu werden und seine Sucht zu
befriedigen, wenn nicht unser Fan?
Also, spulen wir wieder
vor:
"...das geht nicht, 3 Stunden für die Katz, nein, hier muss es sie
geben, es muss, es MUSSSS einfach...
*BLONG!*
Was war das?
Der "Küblböck" und "You drive me crazy" stehen
da im Regal! Schlagartig kehren die Kräfte des Suchenden zurück und
er erinnert sich an einen Satz eines weisen Musikgelehrten, der einmal sagte:
"Wo ein Küblböck ist, ist auch ein Bohlen!"
Unsicher, ja, bald sogar etwas schüchtern blickt er sich um, nimmt den
Daniel mit an die Kasse und fragt ganz dumm, "kann ich den kaufen?".
"Ja, aber dann ohne Bon." "Okay, dann ohne Bon", jubilierte
es in ihm. Zumindest diese CD war ihm sicher. Gestärkt und ermutigt setzte
er nun alles auf eine einzige Karte:
"Sie haben nicht noch zufällig das "Universe"-Album von
Modern Talking da...? fragte er recht klar und deutlich zu Beginn, dann immer
leiser und schwächer werdend...
Eine kurze Suche im hauseigenen PC ergab die knappe, aber so langersehnte Antwort:
"Ja, haben wir auch!".
Der Musik-Junkie hatte es wieder einmal geschafft: "Boah, geil, ey",
dachte er sich, innerlich aufgewühlt wie der Atlantik nach einem Orkan.
Nun um 25 Euro ärmer
wollte er das Geschäft verlassen, allerdings direkt durch die Scheibe...
-kurz vorher wurde er glücklicherweise noch vom Verkäufer durch ein
laut gebrülltes "Vorsicht! Der Ausgang ist Rechts!" abgefangen
und vor einer Dummheit bewahrt.
Auf dem Rückweg zum
Parkplatz musste er zwei Ampeln passieren; seelig wartete er dabei auf sein
erstes grünes Männchen, passierte dann brav die Straße. Bereits
richtig derbe "high" wollte er anschließend dann auch den zweiten
Gehweg bei Grün überqueren, "Grün" für die Autofahrer
jedoch...
Nur der Aufmerksamkeit eines reaktionsschnellen Türken war es zu verdanken,
dass er sich die Modern Talking-CD "Universe" nicht im Krankenhaus
anhören musste, sondern heil und unversehrt nach knapp 5 Stunden nach Hause
zurückkehrte, sich in seinem Zimmer einschloß und erst begann, etwas
zu sich zu nehmen, als es ihm schwarz vor Augen wurde, und er drohte, vor lauter
Hunger in die CD zu beißen...
An diesen Text ließe sich jetzt natürlich wieder eine ganz ausführliche
Kritik anschließen, -kein Thema-, allerdings sind die Geschmäcker
so immens verschieden und bereits wieder so viele Rezensionen zu "Universe"
verfasst worden und im Umlauf, dass ich mir denke, man kann getrost auf eine
weitere lange (-vielleicht sogar überflüssige-) Einschätzung
verzichten.
Deshalb versuch ich mal, relativ knapp und kurz meinen Geschmack zu nennen.
Die persönlichen Favoriten nach 4 maligem Hören sind:
"TV makes the superstar",
"Mystery" (vieeeel besser als "No face, no name, no number",
klingt wie eine absichtliche Weiterentwicklung aufgrund der vielen Fan-Wünsche
nach diesem Sound, ein richtiger Kracher eben), "Everybody needs somebody"
(DAS ist typisch Modern Talking -HAMMERGENIAL! Gehört zu den besten Songs
auf dem Album), "Heart of an angel" (ein wirklich sehr hübscher
und für Modern Talking ganz frischer, unverbrauchter Text und super Melodie,
für mich ein Highlight der Platte!), "Knocking on my door"
(ebenfalls unverbrauchter MT-Sound, ein wenig an Daniels-Musikstil angelehnt),
"Blackbird" (= super-mutig, ungewohnt und schön, Danke
Dieter, Danke Thomas!) und "Nothing but the truth" (= Modern
Talking wie ich sie mag, geladen und mit viel, viel Energie!).
Mit "I'm no Rockefeller" kann ich momentan noch nicht so viel
beginnen, obwohl das Intro mega-geil ist und das Ganze -nach "Now I am
waiting for a call..." ganz ähnlich kraftvoll wie beim "Operator"-Refrain
vom "Blue System"-Album "Backstreet dreams" klingt, nur
dann leider abbricht. Dem Song fehlt irgendwie die Power...
Ebenso wenig hat mich zur
Zeit "Who will be there" überzeugt oder "Superstar"
(= in dem Titel sehe ich einfach bloß eine von RTL möglicherweise
abgelehnte Song-Idee zum "Superstar-Thema", die Dieter seinen Fans
jedoch nicht vorenthalten wollte; denn ohne diesen Titel gäbe es ja auch
bloß 11 Nummern auf dem 12. Album....)
Überflüssig finde ich "Should I, would I, could I"
-mega-langweilig und nichtssagend, für mich ein regelrechter Lückenfüller,
sorry, aber dies ist halt meine Meinung.
Bleibt bloß noch "Life is too short":
Tja, es gibt Momente, da liebe ich dieses Lied, weil es so ungewöhnlich
unspektakulär klingt, und es gibt eben Augenblicke, da halte ich es einfach
nur für schlecht, da es nur ganz, ganz wenig Leidenschaft/Feuer besitzt,
rein subjektiv betrachtet. Die Musik zu den Strophen ist echt pfiffig, der Text
ist aussagekräftig und positiv, richtig lebensbejahend und sinnvoll, aber
er wird in einen so..., mhm, nun ja, ... wenig interessanten, -um nicht das
Wort "langweilig" zu benutzen-, Refrain gekleidet. Das hätte
DER Song schlechthin auf der CD werden können, aber so... , irgendwie kann
ich mich damit nicht so richtig anfreunden.
Zusammenfassend:
Insgesamt habe ich mir etwas mehr versprochen, Songs wie "TV makes the
Superstar", "Blackbird", "Mystery",
"Heart of an angel", "Knocking on my door",
"Nothing but the truth" und vor allem "Everybody needs
somebody" entschädigen aber nicht nur voll und ganz für die
schwächeren Nummern, sondern machen diese CD zu etwas Besonderem und Starken.
"Who will be there", "I'm no Rockefeller" und "Superstar" sind zwar recht solide MT-Songs, die natürlich nett klingen, aber eben nicht unbedingt mehr, wobei "Rockefeller" von den dreien noch am ehsten vom ganzen Soundarrangement besticht und ziemlich interessant klingt, da so viel Neues in dem Song steckt -wenn doch bloß dieser müde Refrain nicht wäre!
"Life is too short"
ist wirklich ein Unikat:
Wie oben beschrieben, spaltet mich dieser Track in zwei Hälften. So etwas
hatte ich noch nie bei einem Modern Talking-Titel, wenn ich ehrlich bin. Vielleicht
braucht es noch Zeit, um die wahren Stärken von diesem Lied zu erkennen,
wer weiß.
Einem Song wie "Sould I, would I, could I" allerdings fehlt es einfach an Inspiration und Neuem, als dass er auf dem 12. MT-Album sein dürfte. Halt meine Meinung dazu.
Was mich schon ein wenig enttäuscht hat, ist der fehlende Thomas Anders-Titel. Das hätte ich mir echt nicht vorstellen können. -Wo waren deine Kompositionen für MT, lieber Thomas, was hast du stattdessen gemacht?
Außerdem, -auch in diesem Fall möchte ich vollkommen offen sein-, vermisse ich eine/die klassische Bohlen-Ballade mit Herzschmerz und Liebeskunmmer-Attitüde `a la "Don't make me blue" oder "Can't let you go".
Das Album bekäme von
mir als Schulnote eine 2 (=> 2,1).
P.s.:
Lob und Anerkennung verdienen auch die sehr geschmackvoll gestalteten und liebevoll
entworfenen "neutralen" Außen- und Innen-Bilder des Inlays/Booklets.
Auch hier wurde auf die Mehrheit der Fans gehört, was einfach schön
ist.